.

Diese Webseite verwendet Cookies. Mit der weiteren Nutzung von LauterNEUES erklären Sie sich damit einverstanden.

Freitag, 29. März 2024
Login



Geschrieben von Boris Janssen am 29. Januar 2014
Aktuell

„Ein echter Tiefschlag“

Brand am Wiesenbek: Sachschaden geht in die Hundertausende. Doch der Schaden fürs Unternehmen sei nicht zu beziffern, sagt Maik Dombrowsky.

Das Holzgebäude ist innerhalb weniger Minuten zusammengestürzt…
Das Holzgebäude ist innerhalb weniger Minuten zusammengestürzt…
…und hat dabei den Radlader unter sich begraben.
…und hat dabei den Radlader unter sich begraben.
Auch das gegenüberliegende Gebäude wurde durch die Hitze beschädigt – links das Gaslager.
Auch das gegenüberliegende Gebäude wurde durch die Hitze beschädigt – links das Gaslager.
Im Gebäude befand sich praktisch der gesamte Werkzeugfundus des Campingparks.
Im Gebäude befand sich praktisch der gesamte Werkzeugfundus des Campingparks.

Werkstatt – das klingt für viele nach einer kleinen Hütte, in der man Hammer und Säge hortet. Das am Dienstag (28.01.2014) komplett niedergebrannte Werkstattgebäude des Campingparks Wiesenbeker Teich war aber schon ein ganz anderes Kaliber. Parkinhaber Maik Dombrowsky nennt es „ein Herzstück des Unternehmens“, dessen Bedeutung Außenstehende häufig gar nicht recht ermessen könnten. In den beiden Gebäudeteilen hätten sich je eine komplette, „sehr gut bestückte“ Tischlerei und Schlosserei befunden, erklärte Dombrowsky am Mittwoch (29.01.2014). „Da war all unser Werkzeug drin, Maschinen, Drehbank, Fräsbank – alles. Als mir die Feuerwehr heute Morgen sagte, ich solle das Gelände absichern, musste ich erst einmal zu Schwickert fahren, um mir Hammer und Nägel zu kaufen.“

 

„Wir machen hier alles selbst“

Die Höhe des Sachschadens ist noch gar nicht abzusehen. „Ich weiß es nicht“, zuckt Dombrowsky ratlos die Schultern. Es dürfte auf jeden Fall in die Hundertausende gehen, allein schon, weil im Gebäude auch der Radlader stand. Nicht beziffern lässt sich der wirtschaftliche Schaden durch den Ausfall des Gebäudes. Denn im Park fällige Reparaturen übernehmen die Mitarbeiter selbst. Ist in einer Lüftung der Ventilator kaputt, wechsle man den eben aus. Läuft ein Lager nicht mehr rund, landet es auf der eigenen Drehbank. „Und wenn bei einem Gast der Wasserhahn tropft, kann ich ihm ja nicht sagen, in zwei Wochen kommt der Handwerker“, stellt Dombrowsky nüchtern fest. Entsprechend lagerten im Werkstattgebäude auch viele Ersatzteile – Wasserhähne, Schalter, „bestimmt 1.000 Meter Kabel“.

Das Do-it-Yourself beschränkt sich im Campingpark aber nicht nur aufs Erhalten, sondern umfasst auch das Erschaffen. „Ob Wigwam, Versorgungsgebäude oder Möbel – wir machen hier alles selbst“, sagt Maik Dombrowsky stolz. Manche Dinge, zum Beispiel das Türsystem mit Kreditkarten, habe man komplett für die eigenen Bedürfnisse entwickelt. Auch solch sehr spezielles Ersatzmaterial – verbrannt.

Sogar manches Werkzeug ist eine Eigenkreation, erklärt er und zeigt auf ein Stück Metall, das aus dem Brandschutt lugt. Es ist eine Schaufel für den Radlader. Sie wurde so konstruiert, dass der Radlader die Müllcontainer heben und von der Müllstation neben der Baude runter auf den Parkplatz fahren kann. Denn die Müllabfuhr käme schlecht den Berg hoch und würde nur die Gäste wecken.

 

„Wie eine eigene Stadt“

Die Frage „Wie sollen wir jetzt die schweren Container runterbringen?“ ist aber fast das geringste Problem. „So ein Campingplatz ist wie eine eigene Stadt. Wir haben Straßen, Kanäle, eine eigene Stromversorgung, ein Freibad, einen Spielplatz“, sagt Dombrowsky. Da ist viel zu bauen und zu pflegen. Eigentlich soll der Campingpark im Winter für die neue Saison fit gemacht werden. „Deshalb habe ich auch keine Saisonkräfte“, erklärt Dombrowsky. „Meine Mitarbeiter arbeiten das ganze Jahr über Vollzeit.“ Schließlich sollen rechtzeitig zu Ostern alle Aufgaben erledigt sein, die in der laufenden Saison zu kurz kommen.

Apropos Ostern: „Ich wüsste gar nicht, wie ich jetzt ein Osterfeuer aufbauen sollte“, sagt Dombrowsky und fügt damit ein weiteres Mosaiksteinchen zu seiner Erklärung, warum Tischlerei, Schlosserei und Radlader für seinen Campingpark so wichtig sind. „Das hier ist ein echter Tiefschlag“, sagt er, als er vor den verkohlten Überresten steht.

 

Knall noch im Tal zu hören

Warum das Feuer ausbrach, steht indes noch nicht fest. Die Polizei vermute aber einen technischen Defekt, so Dombrowsky. Ausgerechnet an diesem Tag habe man nur in der Baude gearbeitet. Plötzlich sei der Strom weg gewesen, dann habe ein Mitarbeiter auch schon eine Stichflamme aus dem Werkstattgebäude gesehen. „Wir haben noch schnell alle Feuerlöscher zusammengeholt, aber da war nichts mehr zu wollen.“ Immerhin konnten sie das angrenzende Gaslager rechtzeitig räumen. Die zum Schweißen benötigten Acetylen- und Sauerstoff-Flaschen in der Schlosserei explodierten jedoch. Den Knall hätten sie noch „unten bei uns zu Hause“ gehört, sagen zwei Schaulustige, die sich am Wiesenbek mal umsehen. Auch das gegenüberliegende Holzgebäude wurde vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen. Wände und Türen der Müllstation und der Gartenbau-Werkstatt wurden von der Hitze verkohlt. „Das Wichtigste ist aber: Es wurde niemand verletzt“, ist Dombrowsky erleichtert.

Die Polizei habe das Gebäude inzwischen wieder freigegeben, sagt er. Und die Versicherungsformalitäten seien bereits gut angelaufen. Das große Aufräumen kann also beginnen. Wie lange der Wiederaufbau wohl dauern wird? Maik Dombrowsky blickt über den Brandschutt, überlegt lange: „Ich hab‘ keine Ahnung. Es muss schnell gehen.“ Eine Lehre hat er aber bereits aus dem Brand gezogen: „Tischlerei und Schlosserei kommen jetzt in zwei getrennte Gebäude.“ Dann fällt hoffentlich nie mehr beides gleichzeitig aus. Und außerdem passt es ja ganz gut – das echte Herz hat schließlich auch zwei Kammern.


.................................................................................................................................................

Bild der Woche