Geschrieben von ski am 30. Januar 2013
Lutterbergschule: das Aus kommt – aber wann?
Der Kreistag wird im Februar über den Termin der Schließung abstimmen


Schon lange war es klare gesetzliche Vorgabe: die „Inklusion“ , also das gemeinsame Unterrichten von Kindern mit und ohne besonderen Förderbedarf, startet nach den Sommerferien flächendeckend in Niedersachsen. Dies betrifft zunächst die ersten Klassen, wo von Anfang an die gemeinsame Beschulung durchgeführt werden wird.
Also wird es im kommenden Schuljahr keine Erstklässler mehr in der Bad Lauterberger Lutterbergschule geben. Zudem bestimmen die Eltern, ob die künftigen Fünftklässler die Förder- oder die Regelschule besuchen werden.
Die Schule mit jetzt noch 113 Schülern wird also allmählich kleiner und irgendwann geschlossen werden – das war insofern schon lange klar.
Plötzliche Hektik: Schließung zu den Sommerferien?
Jedoch kommt es für Rektor Martin Struck völlig überraschend, dass die Kreisverwaltung nun plötzlich eine Schließung schon zum 1. August diesen Jahres anstrebt. Offenbar will man Kosten sparen – die GEW spricht von einer Ersparnis von 150 000 Euro im Jahr, die die Kreisverwaltung errechnet haben soll. Entscheiden darüber wird freilich der Kreistag, in seiner nächsten Sitzung am 18. Februar.
Rektor Struck versteht die plötzliche Eile nicht: „Wir hatten auf Landkreisebene zwei Runde Tische zur Inklusion im letzten Jahr, da war nie von einer Schließung die Rede“. Erst im Dezember, so Struck, habe er offiziell von dem Ansinnen der Kreisverwaltung erfahren.
Die Schüler, die nach den Sommerferien nicht in Integrationsklassen gehen, werden dann in der Wartbergschule in Osterode beschult – ein weiter Weg für die Schüler, denn der Einzugsbereich der Lutterbergschule erstreckt sich von Herzberg bis Wieda und Zorge. Lange – und auch kostenaufwändige – Busbeförderungen wären die Folge für die Kinder. Der Besuch einer Integrationsklasse erfordert dagegen eine erneute Begutachtung – das benötigt Zeit.
Struck hat pädagogische Bedenken gegen eine übereilte Schließung noch in diesem Jahr und warnt: „Hektik ersetzt keine sinnvolle Planung“. Schließlich gelte es, zwei Förderschulen mit unterschiedlichen Konzepten und Voraussetzungen zusammenzuführen – mitsamt zwei Kollegien, Schüler- und Elternschaft. Dazu brauche es jedoch Zeit: „Eine Schließung ohne Not ist mit heisser Nadel gestrickt und erfüllt für mich nicht die pädagogischen Mindestvoraussetzungen für eine Zusammenführung. Und von den Schülerzahlen her gesehen besteht in nächster Zeit einfach keine Not.“
Auch die Elternschaft der Lutterbergschule ist mehrheitlich gegen die schnelle Schließung, weiß Struck aus dem Schulvorstand und Schulelternrat.
In den letzten Jahren wurden auch erhebliche Investitionen in die Lutterbergschule gesteckt; so wurde der hauswirtschaftliche, aber auch der naturwissenschaftliche Bereich neu ausgestattet. Fördererverein, Sparkasse und Firmensponsoren haben zudem den Spielplatz auf dem Schulgelände großzügig ausgestattet.
Einsparungen oder Mehrkosten?
Der Ortsverband der Lehrergewerkschaft GEW zeigt sich empört über die Pläne der Kreisverwaltung und weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass es im Landkreis bedeutend kleinere Schulen gebe. Die GEW stellt in Frage, ob die Schließung tatsächlich die erhoffte Einsparung erbringen würde. Vielmehr drohe womöglich eine Kostensteigerung, wenn aus der Bahn geratene Schüler Jugendhilfemaßnahmen benötigen und damit Kosten nach sich ziehen, die die kalkulierte Ersparnis zunichte machen werden. Da stelle sich die Frage, so die GEW weiter, ob nicht etwa der wahre Grund der Betriebsamkeit sei, dass ein zahlungskräftiger Investor das Schulgebäude bzw. -gelände kaufen wolle. Walter Ziegler als Pressewart des Ortsverbands der GEW spekulierte gar in der jüngsten Einwohnerfragestunde nach der Sitzung des Finanzausschusses, ob die Stadt selbst dahinterstecke, weil sie das Gebäude haben wolle.
Bürgermeister Dr. Thomas Gans findet dies völlig absurd: „Bad Lauterberg verliert durch die Schließung eine Schule. Das ist bitter - natürlich vor allem für die Schüler, ihre Eltern und die Lehrer. Aber auch für uns als Schulstandort ist das ein herber Verlust.“
Die Verunsicherung bei Schülern, Eltern und Lehrern über die Zukunft nach den Ferien ist groß – kein Klima, in dem sich die Schüler gut aufs Lernen konzentrieren können. Ihnen bleibt derzeit nur, die Entscheidung der Politik abzuwarten. Hier hat die SPD-Kreistagsfraktion inzwischen einen eigenen Antrag gestellt und will erreichen, dass die Schließung erst im nächsten Jahr erfolgen wird. Bis zur Kreistagssitzung wird die Unsicherheit also noch anhalten – mindestens.