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Donnerstag, 28. März 2024
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Geschrieben von Christian Dolle (Kirchenkreis Harzer Land) am 14. Februar 2018
Kirchen

Zwei große Versäumnisse der Kirche

Das Alleinlassen des Proletariats und Zweifel an der Taufe von Flüchtlingen: Nachdenklich stimmende Gesellschaftskritik von Superintendent Volkmar Keil

Superintendent Volkmar Keil äußerte sich zu Taufen von Flüchtlingen und zu Karl Marx.
Superintendent Volkmar Keil äußerte sich zu Taufen von Flüchtlingen und zu Karl Marx.

Kirche sollte immer wieder auch Position zu gesellschaftlichen Themen beziehen. Das hat Volkmar Keil, Superintendent des Kirchenkreises Harzer Land, in der jüngsten Kirchenkreistagssitzung am Freitag (09.02.2018) in zwei durchaus interessanten Punkten getan.

 

„Taufen nicht einfach so im Vorübergehen“

Zum einen ging es ihm um Geflüchtete, die sich taufen lassen, was in der Kirche insgesamt und auch im Harzer Land immer häufiger vorkommt. Behörden wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bezweifeln, dass viele der Getauften es wirklich ernst meinen und nicht einfach nur ihre Asylchancen verbessern wollen. „Normalerweise taufen die Gemeinden nicht einfach so im Vorübergehen“, machte Keil hierzu deutlich. Es gebe immer eine Glaubensprüfung – und wer, wenn nicht die Kirche, könne beurteilen, ob es jemand mit der Taufe ernst meint, führte er aus.

Wenn nun diese Ernsthaftigkeit bezweifelt wird, sei das auch eine Unterstellung, die Kirche taufe Menschen unbedacht. Das könne man nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. „Es handelt sich um eine Anmaßung staatlicher Stellen, gegen die wir protestieren sollten“, riet Keil den Mitgliedern des Kirchenkreistages.

 

Beziehung zur Arbeiterschaft verloren

Ein zweites Thema seines Ephoralberichtes ist nicht weniger kontrovers. Nach dem Luther-Jahr, das die evangelische Kirche im vergangenen Jahr feierte, kann 2018 ein Karl-Marx-Jubiläum gefeiert werden, denn der Philosoph und Gesellschaftstheoretiker wurde vor genau 200 Jahren am 5. Mai geboren.

Keil holte hierzu ein wenig aus und erinnerte an seine Ausführungen vor einiger Zeit zum Untergang des christlichen Abendlandes. Damals hatte er die These aufgestellt, das christliche Abendland sei nicht etwa durch Flüchtlinge bedroht, sondern bereits lange untergegangen, da es so, wie dieser Begriff definiert ist, in einer säkularen Welt keinen Platz habe.

Den Kirchen, so führte er jetzt aus, seien dabei zwei große Versäumnisse vorzuwerfen. Sie hätten sich nicht zu einer generellen Ächtung und Regelung des Krieges durchringen können und auch zur Industrialisierung nicht Stellung bezogen, also die Ausbeutung des Proletariats nicht wahrgenommen. „Das hat gerade in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts katastrophale Folgen gehabt“, stellte Keil fest.

Bis heute hätten diese Versäumnisse den Verlust einer Beziehung der Kirche zur Arbeiterschaft zur Folge. Eine Rückgewinnung dieser Bevölkerung sei nie wirklich gelungen, mahnte er. „Ich glaube, die Kirche braucht erhöhte Aufmerksamkeit auf diesem Feld“, gab Keil seinen Zuhörern mit und ließ viele aktuelle soziale Probleme als Andeutung und für viele als Denkanstoß im Raum stehen.


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