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Geschrieben von ski / PM am 21. Februar 2021

Region

Positive Nebenwirkungen

Weniger Erkältungen, weniger Magen-Darm-Infekte im Landkreis durch die Corona-Maßnahmen

Foto: Bruno Germany /Pixabay
Foto: Bruno Germany /Pixabay
Gegen den Trend nahmen die von Zecken übertragenen FSME-Hirnhautentzündungen im letzten Jahr zu
Gegen den Trend nahmen die von Zecken übertragenen FSME-Hirnhautentzündungen im letzten Jahr zu

Abstand halten, Maske tragen, Hände waschen und Kontaktbeschränkungen haben das Jahr 2020 geprägt. Doch die Maßnahmen zum Schutz vor Covid-19 haben sich auch auf die Verbreitung anderer Krankheiten ausgewirkt. Denn wie das Robert-Koch-Institut festgestellt hat, sind die Fallzahlen von vielen anderen Infektionskrankheiten sind während der Covid-19-Pandemie im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen. Das gilt auch im Landkreis Göttingen, für die die Krankenkasse IKK classic aktuelle Infektionsstatistiken ausgewertet hat. Das Ergebnis: Wesentlich weniger Menschen im Landkreis mussten im vergangenen Jahr mit den Folgen von Atemwegs- und Magen-Darm-Infekten kämpfen.

Gastrointestinale Infekte, auch Magen-Darm-Erkankungen genannt, werden ausgelöst durch Viren und Bakterien, die überwiegend über den Verzehr von belasteten Lebensmitteln oder durch sogenannte Schmierinfektionen in den Körper gelangen. Dabei werden Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlresten an den Händen von Erkrankten weitergetragen – entweder über den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch oder indirekt über verunreinigte Gegenstände, wie Türklinken, Treppengeländer oder Einkaufswagen.

Zu den häufigsten Erregern, die Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen auslösen, gehören Rotaviren, Noroviren, Salmonellen und Campylobacter. In den meisten Fällen erkranken Betroffen nicht schwerwiegend und erholen sich vollständig. Durch den hohen Flüssigkeits- und Salzverlust können solche Infektionen aber gefährlich für Säuglinge, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden. „Fast alle Erkrankungen, die durch die genannten Krankheitserreger verursacht werden, sind 2020 im Landkreis Göttingen seltener als im Jahr zuvor aufgetreten“, berichtet Uwe Kuhlmann, Regionalgeschäftsführer bei der IKK classic. Besonders stark war der Rückgang von Infektionen mit Rotaviren.  „Fast alle Erkrankungen, die durch die genannten Krankheitserreger verursacht werden, sind 2020 im Landkreis Göttingen seltener als im Jahr zuvor aufgetreten“, berichtet Uwe Kuhlmann, Regionalgeschäftsführer bei der IKK classic.

Besonders stark war der Rückgang von Infektionen mit Rotaviren. 2019 waren davon im Landkreis 65 Personen betroffen, 2020 waren es 18 – 72,3 Prozent weniger. Die Fallzahl von Erkrankungen mit dem Norovirus ist im vergangen Jahr nur um 65,5 Prozent gesunken (2020: 178 Fälle, 2019: 516 Fälle). Bei der Salmonellose wurde ein Zuwachs von 5,8 Prozent verzeichnet, 2019 hatten sich 52 Personen mit Salmonellen angesteckt, 2020 waren es 55. Mit Campylobacter mussten im letzten Jahr insgesamt 153 Betroffene im Landkreis kämpfen, 12,1 Prozent weniger als im Jahr zuvor. 2019 waren es 174 Personen, die von ihrem Arzt eine entsprechende Diagnose erhielten.


Auch das Vermeiden von Arztbesuchen könnte eine Rolle spielen

„Über die Gründe für den starken Rückgang an Fallmeldungen von gastrointestinalen Infektionen können wir nur spekulieren“, sagt Kuhlmann. „Mit Sicherheit haben aber die erhöhten Hygienemaßnahmen durch die Corona-Pandemie einen Anteil daran.“ Als weiterer Grund gibt er an, dass möglicherweise weniger Menschen aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ihren Arzt aufgesucht haben, obwohl sie Beschwerden hatten.

Ähnlich wie Coronaviren werden Pertussis-Bakterien, die Keuchhusten auslösen, und die für Grippe ursächlichen Influenzaviren meistens durch Tröpfcheninfektionen von Mensch zu Mensch übertragen. Gegen beide Erreger gibt es Impfungen, dennoch erkranken jedes Jahr viele Menschen an Keuchhusten und Grippe. „Mund-Nase-Masken und Abstandsregeln sorgen dafür, dass Tröpfcheninfektionen vermindert werden“, sagt Uwe Kuhlmann. „Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wirken sich deshalb auch auf die Verbreitung anderer Erkrankungen aus.“

Keuchhusten ist 2020 im Vergleich zum vorherigen Jahr deutschlandweit von 10.315 Fällen um 66,5 Prozent auf 3.457 Fälle gesunken. In Niedersachsen betrug der Rückgang 61,7 Prozent, von 457 Fällen im Jahr 2019 auf 175 Fälle in 2020. Im Landkreis Göttingen hat sich die Fallzahl von 24 (=2019) auf elf (=2020) reduziert, so die Auswertung der IKK-classic.

Dramatischer Rückgang bei der Grippe in dieser Saison

Auch bei der Grippe verzeichnete der Landkreis Göttingen einen Rückgang: 2019 wurden von dort 684 Fälle gemeldet, 2020 waren es 542 – 142 Fälle weniger. Von diesen 542 Grippefällen wurden zudem 505 Infektionen vor dem 22. März 2020 diagnostiziert. „Das war der Tag, an dem Deutschland das erste Mal in den Lockdown ging“, erinnert der IKK classic-Regionalgeschäftsführer. Im gesamten Zeitraum danach wurden landkreisweit also nur 37 weitere Fälle im Jahr 2020 gezählt. Wie sieht die aktuelle Situation aus? Bisher hat das RKI die Fallzahlen bis Ende Januar 2021 veröffentlicht. Demnach wurden in ganz Niedersachsen insgesamt fünf Infektionen mit dem Influenzavirus gemeldet, keine davon im Landkreis Göttingen. Zum Vergleich: Im Januar 2020 zählte Niedersachsen bereits insgesamt 1.014 Grippe-Erkrankte.

Deutschlandweit beobachtete das RKI aber auch einen Rückgang von exotischeren Krankheiten wie Dengue-Fieber und Malaria. Diese werden oft von Reiserückkehrern mitgebracht; hier zeigen sich die Einschränkungen von Auslandsreisen deutlich in den Infektionszahlen. Einen Anstieg gab es dagegen bei der Hirnhautentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), die von Zecken übertragen wird. Indirekt könnte für den Anstieg ebenfalls die Corona-Pandemie verantwortlich sein: viele Menschen haben ihre Freizeit im Sommer draußen im Grünen verbracht, um größeren Menschenmengen zu entgehen. Einen noch größeren Einfluss dürfte allerdings der milde Winter 2019/2020 gehabt haben, so dass es einfach mehr Zecken gab.


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