Geschrieben von Christian Dolle am 17. September 2023
Erst Harzer Hammer, jetzt Paramount
Vierter Tag des Mordsharz-Festivals in Walkenried




Für „Turmschatten“ gewann Peter Grandl 2020 den Krimipreis Harzer Hammer des Mordsharz-Festivals. In jenem Jahr legte Corona die Kultur weitestgehend lahm, so dass die Verleihung nur im Livestream stattfinden konnte. Inzwischen ist dieser Thriller von Paramount als Serie verfilmt und wird im kommenden Jahr weltweit zu sehen sein.
Peter Grandl legte mit „Turmgold“ eine literarische Fortsetzung nach, in der es wiederum um einen Angriff auf den Turm geht, um Neonazis, die diesmal in einen jüdischen Kindergarten eindringen. „Diese Ideologie macht auch vor Kindern nicht halt“, sagte Peter und las aus beiden Büchern Schlüsselszenen, die zeigen, was faschistoides Gedankengut aus Menschen macht.
Auch die Medien und die reale Politik spielen in den Romanen große Rollen, immer wieder geht es um tatsächliche Fakten, die in die Thrillerhandlung eingewoben werden und die als Warnung verstanden werden sollten. Das macht die Bücher auch drei Jahre später noch zu brandaktueller Spannungsliteratur, die Wahrheiten aufzeigt und klar Stellung bezieht.
Knallhart und schonungslos ist auch „Refugium“ von John Ajvide Lindqvist. Der schwedische Bestsellerautor präsentiert darin zwei starke Hauptfiguren in einer Jagd nach Attentätern, die sich über die gesamte Welt erstreckt. Die eine, Julia, ist Schriftstellerin, der die Fortsetzung der berühmten Millenium-Reihe angeboten wird, der andere, Kim, ein am gesamten Körper mit Narben übersäter Hacker.
Lindqvist selbst verriet im Interview, dass er sich selbst durchaus als Julia sieht. Auch ihm selbst wurde nämlich bei seinem Manuskript einst gesagt, es sei zwar super, doch für eine Veröffentlichung möge er es doch bitte komplett umschreiben. Das tat er und heraus kam der Auftakt zu einer absolut vielversprechenden Trilogie.
Gelesen wurde "Refugium“ von der Moderatorin, Schauspielerin und Synchronsprecherin Britta Steffenhagen. Sie las diesen von einem Mann geschriebenen Roman sehr gerne, eben weil es kein typischer Frauenkrimi ist wie so viele Angebote, die sie bekommt, außerdem in ihren Augen sehr gute Literatur. Das sah das Mordsharz-Team ebenso und auch die Zuhörer*innen im Kreuzgang des Klosters Walkenried ließen sich davon überzeugen.
Nicht wirklich überzeugt werden mussten viele von „Im Kopf des Bösen – Der Sandmann“ von Axel Petermann und Petra Mattfeldt. Es ist True Crime, basiert also auf einem wahren Fall und realistisch geschilderten Ermittlungsmethoden und dennoch eben auch Literatur, also kein Sachbuch, sondern ein fesselnder Roman um die Morde an kleinen Jungen.
Außerdem ist Axel Petermann Deutschlands bekanntester Profiler oder korrekter Fallanalytiker, der vielen auch aus dem Fernsehen bekannt ist. Die Autorin Petra Mattfeldt kennt er schon sehr lange und ist gut mit ihr befreundet, was in der gemeinsamen Lesung mit liebevollen gegenseitigen Sticheleien auch durchaus spürbar war. Schon lange hatten sie den Plan, gemeinsam ein solches Buch zu schreiben, „eines, das es so noch nicht gibt, denn warum sollten wir etwas schreiben, was es schon gibt“, wie sie im Interview sagten. Das ist ihnen mit dieser Mischung aus Fakten und Fiktion in jedem Fall gut gelungen.
Mit dieser Lesung verabschiedete sich das Mordsharz-Team für dieses Jahr, dankte den vielen begeisterten Besucherinnen und Besuchern und freut sich schon jetzt auf das nächste Krimifestival. Auch geben die beiden krankheitsbedingten Ausfälle ja schon Hinweise darauf, welche Top-Autorinnen dann im Harz begrüßt werden könnten.