Geschrieben von Michael Schmidt am 13. November 2021
50 Jahre Dorfgemeinschaftshaus Osterhagen
Der Schützenverein feierte das Jubiläum des DGH mit vielen Gästen und einem Rückblick auf die Geschichte
Am 16.10.1971 wurde es übegeben: heuer jährte sich der Tag, an dem das Dorfgemeinschaftshaus Osterhagen seiner Bestimmung übergeben wurde zum fünfzigsten Mal. Für den Vorstand des Schützenvereins Osterhagen ein gebührender Anlass diesen Jubeltag angemessen zu feiern.
Und so geschah es am Samstag, den 06.11.2021, dass Abordnungen der Osterhagener Vereine und Genossenschaften, der Freiwilligen Feuerwehr, der Kegelclubs des DGH und natürlich Schützinnen und Schützen und Spielleute des Schalmeien- und Oldiezuges des Schützenvereins diesen Tag unter Einhaltung der 3G-Regelungen gebührend in den Räumlichkeiten des DGH feierten.
In seiner Begrüßungsrede stellte der Vorsitzende des Schützenvereins, Michael Schmidt, den Weg eines seit langem gehegten Wunsches der Osterhagener Bevölkerung nach einer Dorfgemeinschaftsanlage, so der ursprüngliche Name des heutigen DGH, seit ca. Mitte der 1950er Jahre bis zum heutigen Tag vor.
Der Wunsch nach einer "Dorfgemeinschaftsanlage"
Der Ursprung der Planung lag in der Stilllegung des Schießstandes „Am Pfingstanger“ 1964, da durch die dort entstandene Bebauung die Schießsicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte. Mit dieser Stilllegung flammte ein seit längerem von den Vereinen und Verbänden des Dorfes gehegter Wunsch nach dem Bau einer Dorfgemeinschaftsanlage (DGA) mit Sportplatz auf dem Pfingstanger wieder auf und wurde an die Gemeindevertretung herangetragen.
Um dieses Vorhaben umzusetzen, erfolgte im Jahr 1966 der Kauf des heutigen Sportplatzes von der Realgemeinde Osterhagen. Bereits 1967 konnte man einen entsprechenden Entwurf einer Dorfgemeinschaftsanlage mit Sportplatz den zuständigen Behörden vorlegen, musste aber schnell feststellen, dass die damals zuständige Bezirksregierung in Hildesheim keine finanziellen Mittel bereitstellen konnte.
Auf Grund der Absage aus Hildesheim entschloss sich der Osterhagener Rat im Laufe des Jahres 1968 einen Antrag auf Förderung der begehrten Dorfgemeinschaftsanlage mit Sportplatz beim Sozialministerium in Hannover zu stellen, reichte den Förderantrag 1969 nach Vorsprache bei der Landesregierung in Hannover ein und erhielt Ende April 1970 einen Förderbescheid zur Errichtung einer Dorfgemeinschaftsanlage OHNE Sportanlage auf dem Pfingstanger. Nach dem Willen der Landesregierung erfolgte der Bau einer Sportanlage für Osterhagen und Bartolfelde auf der Bauke. Gelder vom Land, dem Landkreis und der Gemeinde waren nunmehr vorhanden, so dass man mit dem Bau auf dem Pfingstanger hätte beginnen können.
Das Schulgebäude wurde einbezogen
Die Gemeinde Osterhagen hatte Ende der 1960er Jahre die Schulträgerschaft abgegeben, so dass alle Osterhagener Schüler und Schülerinnen nunmehr nach Bartolfelde zur Schule gingen und das erst 1957 errichtete gemeindeeigene Gebäude leer stand. Da man sich zu diesen Zeiten schon von wirtschaftlichen und finanziellen Überlegungen leiten ließ, schloss man das ehemalige Schulgebäude mit seinen Räumlichkeiten in die Überlegung zur Errichtung einer Dorfgemeinschaftsanlage mit ein.
Da an der ehemaligen Schule nicht ausreichend Grund vorhanden war, kaufte die Gemeinde kurzerhand ein Grundstück vom Landwirt Eggers, reichte Pläne für den Um- und Anbau der Schule zur Dorfgemeinschaftsanlage bei den zuständigen Behörden ein und erhielt noch im Jahr 1970 die Baugenehmigung, so dass mit dem Bau begonnen werden konnte.
762.500 D-Mark wurden benötigt um den Bau und die geschaffenen Einrichtungen, wie Kegelbahn, Sauna, Küche und Theke herzustellen, so dass das Haus am 16.10.1971 seiner Bestimmung übergeben werden konnte.
Von der Post bis zum Jugendraum
Über die Jahre fand im DGH Osterhagen einiges seine Heimat, wenn manchmal auch nur für eine begrenzte Zeit:
• In den Räumlichkeiten der heutigen „Osterhagener Stube“ war bis Ende der 1980er Jahre die Verwaltungsaußenstelle der Stadt Bad Lauterberg mit Bücherei und die Poststelle für Osterhagen beherbergt.
• Der Luftgewehrstand steht dem Schützenverein bereits seit Übergabe des Hauses an die Bevölkerung zur Verfügung.
• Die Errichtung KK-Schießstand erfolgte durch Beschluss der Mitgliederversammlung des Schützenvereines im Jahr 1976 und konnte am 16.04.1977 eingeweiht werden. Die Errichtung eines KK-Standes war bereits im Gebietsänderungsvertrag der Gebietsreform von 1972 festgeschrieben. Mit Unterzeichnung des Gebietsänderungsvertrages verpflichtete sich die Stadt Bad Lauterberg im Harz, ein Grundstück zum Ausbau eines Schießstandes an das Dorfgemeinschaftshaus zu erwerben.
• In den Räumlichkeiten des heutigen Clubraumes des Schützenvereins war über einige Jahre ein Jugendraum für Osterhagen eingerichtet. Nach der Schließung des Jugendraumes erhielt der Schützenverein die Möglichkeit die Räumlichkeit zu nutzen und der heutige Clubraum wurde in Eigenleistung eingerichtet.
Beständigkeit und Zuspruch zur Nutzung des DGH zeigte sich auch darin, dass nur zwei Pächterehepaare das DGH in der Zeit von 1971 bis zum Kauf durch den Schützenverein im Jahr 2005 bewirtet, die Eheleute Heinrich und Otty Schaper, die von 1971 bis 1984 die Bewirtung innehatten und die Eheleute Linde und Gunter Lieder, die von 1984 bis Ende 2014 die Geschicke des DGH leiteten. Sie gehörten an diesem Abend gleichfalls zu den Geladenen und wurden an dieser Stelle nochmals besonders begrüßt.
Kauf durch den Schützenverein
Auf Grund klammer Kassen trat die Stadt im Jahr 2004 an den Schützenverein Osterhagen heran und bot das Haus zum Kauf an. Zu Beginn der Verhandlungen noch in Gänze, was heißt, mit dem Feuerwehrgerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Osterhagen. Im Laufe der Verhandlungen kaufte der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Osterhagen das Gerätehaus, in dessen Hand es sich heute ebenfalls noch befindet. Am 10.03.2005 unterzeichnete der Schützenverein Osterhagen den Kaufvertrag und übernahm das Haus am 01.05.2005.
Viel verändert hat sich am Haus in den zurückliegenden Jahren, so Schmidt in seiner Rede. Er stellte beispielhaft nur einige Investitionen, wie Erneuerung der Heizungsanlage, den Austausch der Fensterfront des Saales, der Errichtung eines Schrägdaches auf dem vorhandenen Flachdach im Eingangsbereich und dem Fassadenanstrich heraus.
Gleichfalls so Schmidt weiter, darf man all die kleinen und größeren Arbeiten, an Elektrik, Gas- und Wasserinstallation, an Türen, Toren, Scharnieren usw. nicht vergessen, die der Schützenverein allesamt in Eigenregie erbracht hat, ebenso wie die größeren Arbeiten. Hierauf dürfe man mit Fug und Recht stolz sein.
Fünf Kegelclubs spielen noch heute im DGH
Aber noch eine Besonderheit hat dieses Haus! Seit 1971 existiert eine Kegelbahn im Dorfgemeinschaftshaus.In einem Zeitungsartikel von 1981 steht als Überschrift „Die Osterhagener - eine fröhliche Keglergemeinschaft“. In dem Artikel heißt es weiter, dass seit dem Bestehen der Kegelbahn im DGH, diese voll ausgebucht ist. 26 Kegelclubs mit 300 Keglern und Keglerinnen seien auf der Kegelbahn aktiv.
Fünf Clubs sind bis heute der Kegelbahn im DGH treu geblieben, die an dieser Stelle dankte ihnen der erste Vorsitzende im Namen des Schützenvereins Osterhagen für ihre langjährige Treue zum DGH und überreichte den Clubs „Bimmelbahn“, „Kleinholz“, „Lustige Runde“, „Lustige Vierzehn“ und „Rund um Tivoli“ zum Dank einen Präsentkorb mit reichlich Naschwerk für die kommenden Kegelabende. Nach alter Keglermanier ließen die Anwesenden die fünf Clubs mit einem dreifach „Gut Holz“ hochleben.
Am Ende seiner Rede zitierte Schmidt aus der Osterhagener Chronik in der zum DGH geschrieben steht:
Diese Dorfgemeinschaftsanlage ist zur Förderung und Verbesserung der sozialen und kulturellen Gegebenheiten auf dem Dorfe eine zukunftsträchtige Einrichtung. Vereine und Verbände haben in diesem Hause unter Eingliederung der Dorfjugend eine ständige Heimstatt gefunden. Spiel, Gesang und Sport bilden ein blühendes Gemeinschaftsleben.
Diesem sei nur beizupflichten, so Schmidt. Abschließend sprach Schmidt in seinem und im Namen aller Mitglieder des Schützenvereins an dieser Stelle nochmals ganz besonderen Dank all denjenigen aus, die in den letzten eineinhalb Jahren mit ihrer finanziellen Unterstützung zum Überleben des DGH Osterhagen beigetragen haben. Ohne diese Unterstützung hätte das Haus während der Pandemie nicht gehalten werden können!
Eine besondere Überraschung hielt der Abend zur Freude aller, auch des Vorstandes, noch bereit: Ein Überraschungsauftritt des Oldiezuges, der wie vor fünfzig Jahren aufspielte, an diesem Abend jedoch anlässlich des 50-jährigen Jubiläums.
Und so feierten alle, Gäste und Freunde des DGH, Schützen und Spielleute im Sinne der Osterhagener Chronik die Förderung und Verbesserung der sozialen und kulturellen Gegebenheiten auf dem Dorfe in ihrem DGH Osterhagen.