Geschrieben von ski am 26. Februar 2014
"Wir Jäger machen aktiven Naturschutz"
Bei der Hegeringversammlung: der Wolf wird kommen, die Jäger wollen ihr Image besser pflegen und Karl-Heinz Seyferth wurde zum stellvertretenden Hegeringleiter gewählt. Selbstkritische Töne gab es auch.
Dass der Wolf bald auch in den Harz kommen wird, da waren sich die Jäger des Hegerings III einig, die sich am Dienstag im Café Amadeus zusammenfanden. Klar, noch ist es nicht so weit, aber es gibt bereits drei Rudel und ein Wolfspaar in Niedersachsen. Aus dem Osten über Brandenburg sind sie eingewandert. Schneller als erwartet ist der Wolf in Niedersachsen angekommen, und er vermehrt sich stärker als gewünscht: "Wer die Populationsdynamik der Wölfe kennt, der weiss, dass wir bald auch im Harz damit zu tun haben werden", so erklärte Dr. Karl Schumann, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Osterode.
Der Wolf als streng geschützte Art wird in seinem Bestand überwacht. In Niedersachsen wird das Wolfsmonitoring von der Jägerschaft durchgeführt. Das ist ein Erfolg der jagdpolitischen Arbeit des Verbandes, findet Schumann, denn anderswo werden die Bestände beispielsweise vom NABU überwacht. "Die Landesjägerschaft verfolgt beim Wolfsmonitoring auch die Auswirkungen, die der Wolf auf die Wildtierpopulation haben wird. Dass es Auswirkungen geben wird, ist klar - und das wird sicherlich auch einige Revierinhaber ärgern".
Akzeptanz der Wölfe - und der Jäger - in der Bevölkerung
Von anderen Naturschutzverbänden wie etwa dem NABU werde der Wolf uneingeschränkt willkommen geheißen und für Spendenkampagnen instrumentalisiert, kritisierte Schumann. Die Probleme und Schäden, die Wölfe anrichten, würden dagegen ignoriert. Er warb aber auch bei den Jägern dafür, sich streng an die Vorgaben des Gesetzes zu halten: Wolfssichtungen zu melden, wenn es so weit ist, und ansonsten gelassen abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird. Denn wenn tatsächlich Wölfe in nennenswerter Zahl vorkommen, dann werde sich auch die Akzeptanz des Wolfes verändern.
Einstweilen sollen die Jäger der jagdpolitischen Arbeit ihres Verbandes vertrauen und nicht versuchen, an der derzeitigen gesetzlichen Regelung zu rütteln. Denn Schumann fürchtet einen Imageschaden der Jägerschaft: "Unser Umgang mit dem Wolf entscheidet über die Akzeptanz, die wir als Jäger in der Bevölkerung haben".
Die Öffentlichkeitsarbeit voranbringen will auch Hegeringleiter Olaf Koch, der die anwesenden Jäger bat, eine Petition zu zeichnen, die sich gegen einen kürzlichen einseitigen Fernsehbericht beim ZDF wendet. Und er konnte vom erfolgreichen Einsatz des Jägermobils an den Grundschulen Bad Lauterberg und Bartolfelde berichten. Das war ein voller Erfolg bei den Kindern und soll auf alle Fälle wiederholt werden. Denn auch ihm liegt das Image der Jäger am Herzen: "Wir sind keine Killer, sondern machen aktiven Naturschutz".
Diskussionen und den einen oder anderen tiefen Seufzer gab es seitens der Jäger zu dem neuen Niedersächsischen Hundegesetz, das unter anderem theoretische und praktische Sachkundenachweise für Hundehalter fordert. Hierzu erklärte Kreisjägermeister Claus-Wilhelm Deig , dass in den zukünftigen Jungjägerkursen in Abstimmung mit dem Veterinäramt die entsprechende Sachkunde vermittelt werden soll. Für dieses Jahr ist wieder ein Jungjägerkurs geplant, der nach den Sommerferien starten wird. Überhaupt können sich die rund 520 organisierten Jäger im Kreis freuen, dem demographischen Wandel bislang getrotzt zu haben, mit gut gefüllten Jungjägerkursen und einem steigenden Frauenanteil.
Fleißiger auf den Schießstand gehen
Selbstkritische Töne aus der Jägerschaft kamen aber auch vom Kreisjägermeister, der an die Mitglieder appellierte, fleißiger auf den Schießstand zu gehen: "Wir haben zu wenige Jäger, die das Schießen trainieren". Mehr Übung sei vor allem bei den Bewegungsjagden nötig. Und mehr trainieren, das sollen künftig auch die Jagdhunde: eine kynologische Gruppe auf Hegeringebene ist geplant, die sich in der jagdfreien Zeit zum Üben trifft.
Insgesamt, so Kreisjägermeister Deig, gab es im abgelaufenen Jagdjahr einen leichten Anstieg bei den Jagdergebnissen beim Rehwild, wo der erwartete Einbruch durch die gesteigerte Luchspopulation nicht eingetreten sei. Eine Steigerung der Strecke gab es auch beim Rotwild, eine Minderung dagegen beim Schwarzwild. Bei den Prädatoren wurde eine steigene Population an Waschbären festgestellt. Deig riet zu intensiver Bekämpfung der Räuber: "Damit tun wir unserem Niederwild einen Gefallen".
Bei der gutbesuchten Hegeringversammlung war auch noch eine Personalie zu klären: Ulrich Bosse wollte das Amt des stellvertretenden Hegeringleiters gerne abgeben, zu seinem Nachfolger wurde Karl-Heinz Seyferth einstimmig gewählt.