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Geschrieben von Boris Janssen am 31. August 2019
Wirtschaft

Lebenszeichen vom Ferienpark

Für das Schickertgelände herrscht bald Baurecht, die Ferienhausanlage „Oder“ soll ab 2020 endlich Wirklichkeit werden

Die Projektpräsentation vermittelt ein erstes Gefühl vom angestrebten Stil der Häuser.
Die Projektpräsentation vermittelt ein erstes Gefühl vom angestrebten Stil der Häuser.
Wollen Hand in Hand den Tourismus in Bad Lauterberg stärken (v.l.): Jeroen van Welsenes, Dr. Thomas Gans, Xander van Rijswijk und Sietse Jan Holtrop.
Wollen Hand in Hand den Tourismus in Bad Lauterberg stärken (v.l.): Jeroen van Welsenes, Dr. Thomas Gans, Xander van Rijswijk und Sietse Jan Holtrop.
110.000 Quadratmeter, die bisher brachliegen – auf dem Schickertgelände soll der Ferienpark Oder entstehen. An diesem mittags aufgenommen Bild gut zu erkennen: Das Areal liegt nicht den ganzen Tag im Schatten.
110.000 Quadratmeter, die bisher brachliegen – auf dem Schickertgelände soll der Ferienpark Oder entstehen. An diesem mittags aufgenommen Bild gut zu erkennen: Das Areal liegt nicht den ganzen Tag im Schatten.
Als Flugschneise für Fledermäuse müssen zwei Baumalleen quer über das Gelände geschaffen werden. (Fotos: Boris Janssen (2, oben), ski (2))
Als Flugschneise für Fledermäuse müssen zwei Baumalleen quer über das Gelände geschaffen werden. (Fotos: Boris Janssen (2, oben), ski (2))

Wer bauen möchte, braucht ganz schön viel Geduld – manchmal auch sehr, sehr viel. Exakt drei Jahre ist es her, dass die ersten Pläne für einen Ferienpark auf dem Schickertgelände im Odertal vorgestellt wurden. Doch erst ab dem nächsten Monat ist eine wichtige Voraussetzung für diesen Standort erfüllt: geltendes Baurecht. Ab dann können endlich Bauanträge gestellt werden.

Also allen Unkenrufen zum Trotz, das Projekt lebt noch – und vielleicht könnte es ab dem nächsten Jahr endlich umgesetzt werden, freuen sich die Bad Lauterberger Stadtverwaltung und die niederländischen Investoren. Der Baubeginn ist nun für März 2020 geplant, ein halbes Jahr später sollen die ersten Häuser vermietet werden können. Wenn das Genehmigungsverfahren rund läuft, versteht sich.

„Wir hatten einige Planungshürden zu umschiffen“, sagte Bürgermeister Dr. Thomas Gans bei einem Pressetermin am Mittwoch (28.08.2019). Schließlich musste der Flächennutzungsplan geändert und ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. „Wir haben alle Belange sorgfältig abgewogen“, so Gans. Und das war auf dieser seit Jahrzehnten von der Natur zurückeroberten Brachfläche nicht unbedingt einfach. Doch seit Dienstag liegt die Genehmigung des Flächennutzungsplanes durch den Landkreis vor, nun kann der Bebauungsplan veröffentlicht werden, womit ab nächstem Monat Baurecht herrscht. Das Gelände sei inzwischen verkauft, jetzt werde man den Entwässerungsgraben am Fuß des Kummels noch einmal instand setzen, „dann ist die Stadt mit ihren Hausaufgaben durch“, erklärte der Bürgermeister.

 

Wegen Naturschutz eine ganze Nummer kleiner

Gegenüber der ursprünglichen Planung wird der Ferienpark „Oder“ eine ganze Nummer kleiner ausfallen. Waren anfangs noch knapp 120 Häuser mit insgesamt über 1.000 Betten vorgesehen, sollen es jetzt noch 80 Häuser für vier bis zwölf Personen und etwa 500 Betten werden. Grund ist der Naturschutz. So müssen zum Beispiel zwei große Baumalleen quer über das Gelände geschaffen werden, um den in den Stollen lebenden Fledermäusen eine Flugschneise zur Oder zu bieten.

Neu sind auch die Macher um Aaldert van der Wal, der – wie beim im Borntal in Bad Sachsa geplanten Ferienpark – Betriebsleiter der Anlage werden soll. Als Investoren haben sich die Baufirma Woody World und der Ferienvermarkter Dutchen zur „OderLauterBergen GmbH“ zusammengeschlossen. Holprig ist wohl nur der Name, den sich die Niederländer da ausgedacht haben: „Unsere Erfahrung mit der Zusammenarbeit ist gut“, lobte Thomas Gans. Die Akteure seien auch keine Unbekannten – der Park im Harz ist der siebzehnte, der in den letzten zehn Jahren unter der Marke Dutchen entstehen soll.

 

„Das hebt sich schon ab“

Unterstützt wird das Projekt vom privatwirtschaftlichen Institut für europäische Wirtschaftsförderung. „Wir haben schon öfter zusammengearbeitet“, bestätigte dessen Geschäftsführer Sieste Jan Holtrop. Und deshalb weiß er: „Was hier entstehen soll, das hebt sich schon ab.“ Neben Komfort, lichtdurchfluteten Räumen und großzügigem Platzangebot lege man Wert auf „nachhaltige und innovative Bauweise“. So sollten möglichst viele recycelbare Rohstoffe genutzt werden und neue Energie-, Heizungs- und Lüftungssysteme zum Einsatz kommen, wie Photovoltaikanlagen mit innovativer Steuerungstechnik. Einige davon seien Pilotprojekte, die man zu einem späteren Zeitpunkt genauer vorstellen wolle. „Damit wird auch eine besondere Zielgruppe angesprochen, was den Tourismus im Harz bereichert“, ist Holtrop überzeugt.

17,5 Millionen Euro sollen im Odertal investiert werden. Die Verhandlungen für die Finanzierung stünden vor dem Abschluss, es seien auch öffentliche Fördergelder zu erwarten, eben zum Beispiel für die Pilotprojekte. Für Xander van Rijswijk, gemeinsam mit Jeroen van Welsenes Geschäftsführer von OderLauterBergen, gehört es dabei zur Nachhaltigkeit dazu, dass auch Stadt und Region von der Investition profitieren. Deshalb sei auch eine reine Ferienhausanlage geplant – ohne eigenen Supermarkt, Schwimmbad oder ähnliches. „Wir setzen bloß unsere Häuser in eine bestehende Umgebung, als einen Teil davon“, beschrieb es Rijswijk. Nur so stärke es auch die Region. „Schließlich sollen die Gäste zwar in unseren Ferienhäusern wohnen, aber alles andere in ihrem Urlaub, das sollen sie im Harz tun.“

 

„Neues, friedvolles Kapitel für dieses Fleckchen Erde“

Bürgermeister Thomas Gans freut sich über diese Einstellung. Außerdem habe ein solches Ferienhausgelände bisher gefehlt und werde der touristischen Infrastruktur sicher gut tun. Und endlich werde die hässliche Brache am Stadtrand wieder genutzt.

Deren Geschichte ist den Investoren aus den Niederlanden vollkommen bewusst. In den Anfang der 1990er Jahre abgerissen Produktionshallen der Schickert-Werke wurde in der NS-Zeit unter anderem Raketentreibstoff hergestellt. Auch Zwangsarbeiter wurden im Werk eingesetzt. Diese Vergangenheit finde nun ihren Abschluss, „es beginnt für dieses Fleckchen Erde [...] ein neues, friedvolles Kapitel“, heißt es in der Projektpräsentation. „Gleichwohl ist das Schicksal der damals Beschäftigten unvergessen.“ Deshalb hat sich in den vergangenen drei Jahren auch eines nicht geändert: der Wunsch von Bürgermeister Gans, mit einer Gedenktafel an das dunkle Kapitel zu erinnern.


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